Druck & Medienbranche: Herbst ist Stunde der Wahrheit Sommer Atempause – Herbst wird schwierig 68 Prozent Druckereien haben derzeit ihre Mitarbeiter für die Kurzarbeit angemeldet, fast alle Druckereien haben zumindest drei Monate in Anspruch genommen. Noch Ende Juni war die finanzielle Lage in vielen Druckereien sehr angespannt. Und nach der kurzer Corona-Atempause im Sommer könnte so manchen Unternehmen ein schwieriger Herbst drohen. Normalerweise erwirtschaften die österreichischen Druckereien einen Jahresumsatz von 1,6 Milliarden Euro. Doch statt dem normalerweise positiven Cashflow verzeichnen die Druckereien derzeit ein Minus. Vor allem im 2. Quartal fehlte vielen Druckereien etwa die Hälfte ihres Umsatzes. „Druckereien gehören zu den Unternehmen, deren Betrieb nie eingestellt wurde, stellen sie doch unter anderem Verpackungen für Lebensmittel, Medikamente, Kosmetikprodukte, Wasch- und Reinigungsmittel, Zeitungen und Magazine oder Bücher her. Dennoch sind sie von der wirtschaftlichen Situation ihrer Auftraggeber abhängig und damit wie alle Unternehmen in Österreich betroffen“, sagt Peter Sodoma, Geschäftsführer des Verband Druck & Medientechnik. Kurzarbeit und Fixkostenzuschuss: gute Unterstützung Maßnahmen wie Kurzarbeit und der Fixkostenzuschuss konnten einen Teil der Verluste auffangen. Vor allem die Berücksichtigung von Abschreibungskosten und Leasingraten in der Neuauflage des Fixkostenzuschusses, für die sich der Verband Druck & Medientechnik massiv eingesetzt hat, brachte eine Erleichterung für die Betriebe. Sodoma betont: „Es ist uns gelungen, die Bundesregierung auf die Probleme von Produktionsbetrieben zu sensibilisieren. In der Neuauflage des Fixkostenzuschuss sind jetzt die Abschreibungskosten erstmals abgebildet, und auch Leasingraten werden zur Gänze übernommen. Das ist ein Meilenstein.“ Verbesserungsbedarf bei Kurzarbeit neu Der Teufel liege jedoch – wie so oft – im Detail, weiß Sodoma aus den vielen Gesprächen mit den Mitgliedsunternehmen. So hatte die Kurzarbeit für viele Arbeitnehmer eine böse Überraschung: Zulagen wie Schmutzzulage aber auch Pendlerpauschale oder Firmenautos wurden doch anders oder gar nicht berücksichtigt. „Statt 80 Prozent ihres Nettoeinkommens bekamen einige Mitarbeiter dann nur 60 Prozent oder mussten sogar Geld zurückzahlen“, so Sodoma. Die Neuauflage der Kurzarbeit, die jetzt im Herbst startet, hätte ebenfalls noch Erklärungsbedarf. „Wir als Verband Druck & Medientechnik begrüßen es sehr, dass die Nicht-Arbeitszeit für Schulungsmaßnahmen genutzt werden soll. Doch wie das in der Praxis aussehen soll, ist noch völlig unklar“, kritisiert Sodoma. Ausblick Herbst Die Druckbranche ist als klassische B2B Branche stark von anderen Unternehmen und Branchen abhängig. Während Dienstleister und Handel die Auswirkungen der Corona Pandemie unmittelbar spürten, kam die Krise erst mit Verzögerung bei den Druckereien an. Für den Herbst erwartet der Verband Druck & Medientechnik eine weiterhin schwierige Auftragslage: „Die Verschärfungen bei Veranstaltungen, Reisen und Gastronomie werden auch die Druckbranche treffen, da diese Branchen wichtige Auftraggeber sind“, so Sodoma. Zudem werde auch Kurzarbeit und Fixkostenzuschuss nicht dauerhaft Umsatz ersetzen können. Wille, Einsatz und Flexibilität der Druckereien, die Krise zu überwinden, sei jedenfalls groß. Das zeigen die Mitgliederbefragungen und die regelmäßigen Online-Stammtische des Verband Druck & Medientechnik. Innovationskraft Druckereien Bereits im April haben 10 Prozent der Druckereien angegeben, dass sie neue Produkte entwickeln, und 25 Prozent arbeiteten an neuen Serviceangebote. „Manche unserer Mitglieder stellten kurzerhand ihre Produktion um und produzierten Hauchschutzwände für Handel und Arztpraxen, andere wiederum Mundschutz. Andere haben in neue Produktionsverfahren investiert drucken jetzt mit anti-mikrobiellem Lack, der Oberflächen desinfiziert“, berichtet Sodoma. Auch der diesjährige Druck & Medienkongress, der am 3. November erstmals als hybride Veranstaltung über die Bühne geht, widmet sich dem Thema „Restart Innovation“. Branchenkenner Bernd Zipper wird über Trends, Innovationen und Chancen für die Druck- & Medienbranche sprechen. Chancen für die Zukunft: Regionalität und Standort Österreich als Entscheidungskriterium Eine große Chance sehen die Druckereien darüber hinaus im verstärkten Ruf nach Regionalität und Druckqualität in Österreich. „Das verstehen wir klar als Auftrag an uns als Verband Druck & Medientechnik. Wir werden uns massiv dafür einsetzen, dass Regionalität und damit der Wirtschaftsstandort Österreich gefördert wird“, betont Sodoma. Der Verband möchte sich verstärkt dafür einsetzen, dass Gütesiegel wie „Printed in Austria“, CO2-kompensiert oder das CSR-Gütesiegel für Druckereien im Bestbieterprinzip stärker berücksichtigt werden. Starkes Netzwerk wichtiger denn je Einen positiven Aspekt sieht Sodoma dennoch: „Die Branche ist enger zusammengerückt. Durch die Krise saßen plötzlich alle im selben Boot. Umso wichtiger war und ist es, in ein starkes und unterstützendes Netzwerk wie dem Verband, eingebunden zu sein. Wir haben sofort auf Krisenmodus geschaltet und unsere Mitglieder nicht nur mit Fach- und Rechtsinformationen versorgt, sondern sind auch für ihre Interessen eingetreten. Dass die Afa jetzt im Fixkostenzuschuss berücksichtigt wird, hätte ein einzelnes Unternehmen sicher nicht geschafft. Aber gemeinsam sind wir stärker.“ Statistik zur Mitglieder Umfrage Der Verband Druck & Medientechnik befragte Anfang April und Mitte Juni alle Mitglieder via Online-Umfrage, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf ihr Unternehmen hat. Insgesamt nahmen 38,5 % der Mitglieder an beiden Umfragen teil. Die Ergebnisse zeichnen damit ein aussagekräftiges Bild der Druck- & Medienbranche. Foto: Peter Sodoma, Geschäftsführer des Verband Druck & Medientechnik warnt vor einem schwierigen Herbst. Copyright: Doris Seebacher