Hohe Auszeichnung für Dschungel Wien Intendantin Corinne Eckenstein Erstes Ehrenkreuz der Republik Österreich im Bereich Kinder- und Jugendtheater Die künstlerische Leiterin von Dschungel Wien Theaterhaus für junges Publikum, Corinne Eckenstein, wurde mit dem Ehrenkreuz der Republik Österreich für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. Sie ist die erste Akteurin aus dem Bereich Kinder- und Jugendtheater, die diese Auszeichnung erhält. Bei der Ehrung im Künstlerhaus feierten Weggefährt:innen und Mitstreiter:innen mit Eckenstein, die sich seit dem Start ihrer künstlerischen Laufbahn dafür einsetzt, dass Kinder und Jugendliche mit ihren Themen und Bedürfnissen wahr- und ernstgenommen werden. „Corinne Eckenstein ist im Kinder- und Jugendtheater eine Größe geworden, die national wie international nicht mehr wegzudenken ist. Der Beitrag, den sie allein in den sieben Jahren als Direktorin, Regisseurin und Choreografin des Dschungel Wien für junge Menschen geleistet hat, ist schier unfassbar. Das Renommee des Dschungel Wien und somit der österreichische Beitrag zur Stärkung des Kinder- und Jugendtheaters, hat seit ihrer Leitung international durch Gastspiele, Kooperationen und Koproduktionen Aufsehen erregt. Dass ihr jetzt die Ehre erteilt wird, das österreichische Ehrenkreuz überreicht zu bekommen, und wir dabei sein dürfen, ist auch uns eine große Ehre“, sagt Joachim Schloemer, Regisseur, ehemaliger Intendant des Festspielhaus St. Pölten und langjähriger Wegbegleiter von Eckenstein, bei seiner Laudatio. Stellvertretend für Bundespräsident Van der Bellen überreichte Sektionschef Jürgen Meindl vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport das Ehrenkreuz der Republik Österreich. Corinne Eckenstein fühlt sich geehrt und dankbar für die Auszeichnung: „In meinen ersten Jahren sorgten meine Stücke oft für Aufregung und Diskussionen, weil sie so anders waren als gewohnt. Ich wollte immer das junge Publikum auf Augenhöhe ansprechen und zum Mitdenken und Mitdiskutieren herausfordern. Dass ich dafür jetzt ausgezeichnet werde, bestätigt mich in meinem Weg.“ Regisseurin mit Vision Corinne Eckenstein (59) ist seit 2016 künstlerische Leiterin von Dschungel Wien. 1963 in Basel geboren, absolvierte sie ihre Ausbildung zur Schauspielerin und Tänzerin in New York und San Francisco und startete anschließend am Jungen Theater Basel ihre Theaterlaufbahn. Seit 1990 lebt Eckenstein in Wien, der wichtigsten Station ihres künstlerischen Schaffens. 1992 gründete sie gemeinsam mit der Autorin und Regisseurin Lilly Axster die queer-feministische Gruppe TheaterFOXFIRE (heute Theater foXXfire!), deren Stücke für Erwachsene und Jugendliche bei Publikum und Presse große Erfolge verzeichneten. Zudem bewirkten Eckenstein und Axster bei der Stadt Wien, dass auch Jugendtheater gefördert wird, was für die damals noch junge Szene neue Möglichkeiten eröffnete. Seit 1995 war Eckenstein unter anderem am Schauspielhaus Wien, bei den Wiener Festwochen, dem Theater der Jugend, dietheater Künstlerhaus und Tanzquartier tätig. 2000 eröffnete Eckenstein das Theater Kosmos mit dem Stück „Königinnen“ und begleitete das Theater zwei Jahre lang als Hausregisseurin und Kuratorin. Als 2004 Dschungel Wien gegründet wurde, war sie eine der ersten Regisseurinnen und Impulsgeberinnen des Hauses und hat seither dort mehr als 30 Stücke inszeniert und produziert – sowohl mit Profis als auch Jugendlichen. Eckenstein engagierte sich zudem in der IG Freie Theaterarbeit Österreich, deren Obfrau sie neun Jahre lang, von 2005 bis 2013, war. Sie ist Gründungsmitglied des Young Dance Network der ASSITEJ international und hat durch EU-Projekte und internationale Koproduktionen ein weltweites Netzwerk. Als Corinne Eckenstein 2016 zur künstlerischen Leiterin von Dschungel Wien bestellt wurde, setzte sie ihre Visionen für ein weltoffenes und diverses Kinder- und Jugendtheater um. Zu den Highlights zählen etwa die Initiierung des Nachwuchswettbewerbs TRY OUT! und der Kulturpatenschaft, internationale Koproduktionen und Gastspiele, das EU-Projekt CONNECT UP mit 14 Theatern und Festivals aus neun Ländern sowie 2021 die Gründung des SKIN Performance Festivals für Jugendliche und junge Erwachsene. Trotz der auch für die Kultur herausfordernden Jahre der Coronapandemie 2020 und 2021 weist Dschungel Wien eine stabile Besucher:innenzahl und eine hohe Auslastung auf. Insgesamt hatte Dschungel Wien in der Theatersaison 2021/22 640 Veranstaltungen und eine Auslastung von 72,09 %, 2020/21 lag die Auslastung für die 580 Veranstaltungen bei 86,58 %. Zum Vergleich: 2019/20 hatte Dschungel Wien eine Auslastung von 87%. Im Herbst 2022 wurde Eckenstein mit dem STELLA Sonderpreis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Impulsgeberin In ihrer gesamten künstlerischen Karriere bis hin zur Intendanz von Dschungel Wien beschäftigte und beschäftigt sich Corinne Eckenstein mit Tabuthemen. Ihr geht es dabei vor allem um „Empowerment“ von jungen Menschen, die nicht in die gängigen Rollenbilder passen oder passen wollen. Eckenstein wehrt sich gegen das Festschreiben von vorhandenen Klischees und zeigt bewusst neue Perspektiven und Wege auf. Eckenstein schuf eine Bühne mit und für Menschen mit Migrationshintergrund und Fluchterfahrung, Feminist*innen und Menschen auf der Suche nach ihrer Genderidentität, Menschen mit Behinderung und Menschen, die marginalisiert sind. Und sie wagte sich an Tabuthemen, von Klimawandel bis Angst. „Ihr Wirken hat auch andere Häuser beeinflusst. Dass wir heute im Kinder- und Jugendtheater über Themen wie Rassismus, Gender und Diversität sprechen und dem jungen Publikum abstrakte und provokante Inszenierungen zutrauen, daran hat Corinne Eckenstein einen gewichtigen Anteil“, betont Laudator Joachim Schloemer. Verleihung Ehrenkreuz Die Verleihung des Ehrenkreuzes fand im Künstlerhaus statt. Mit ihr feierten langjährige Wegbegleiter:innen, u.a. Lilly Axster, Alexandra Hutter, Geschäftsführerin von Dschungel Wien, Barbara Schedler-Fischer, Gesandte der Schweizer Botschaft in Österreich, Monika Erb, Basis Wien, Andrea Zsutty, Direktorin des Zoom Kindermuseums, Lisa Wegenstein, Geschäftsführerin des International Human Rights Festivals, Bernhard Günther, künstlerische Leitung von Wien Modern, Anja Sczilinski, künstlerische Leitung Burgtheaterstudio, Ulrike Heider-Lintschinger, Geschäftsführung Tanzquartier, Schauspielerin Oana Solomon, Karl Regensburger, Intendant Wiener Tanzwochen, Markus Reiter, Bezirksvorsteher des 7. Wiener Gemeindebezirks, Kulturmanagerin Elisabeth Menasse und Anne Wiederhold-Daryanavard, künstlerische Leiterin Brunnenpassage. Die Laudatio hielt Joachim Schloemer. Für die musikalische Untermalung sorgte das Koehne Quartett.