Erster Schulessens-Report an Volksschulen Schulen wünschen sich mehr Unterstützung 93 Prozent aller Volksschulen bieten einen Mittagstisch für ihre Schüler:innen. Aber nur 15 Prozent der Volksschulen kochen selbst. Externe Caterer und Gasthäuser sind die häufigsten Essenslieferanten für den Mittagstisch. Das zeigt der erste Schulessens-Report an Volksschulen, den der vorsorgemedizinische Verein SIPCAN mit Unterstützung des Kinderverpflegungsspezialisten Goldmenü erstellt hat. „Mit dem ersten österreichweiten Schulessens-Report an Volkschulen wurde eine Grundlage für eine wissenschaftliche und wertfreie Diskussion über Schulverpflegung der 6- bis 10-Jährigen geschaffen“, sagt Manuel Schätzer, Studienkoordinator und Ernährungswissenschafter bei SIPCAN. Der Report zeigt die aktuellen Herausforderungen für Schulen und Essensanbieter. „Gerade über Schulessen wird oft sehr emotional diskutiert, geht es doch darum, dass Kinder nicht einfach nur mit Essen versorgt werden, sondern dass sie kindgerechte, gesundheitsfördernde Mahlzeiten bekommen, die ihnen schmecken. Umso wichtiger ist die Auseinandersetzung mit den Rahmenbedingungen und das Wissen, wie Kinder an Volksschulen österreichweit verpflegt werden“, erklärt Schätzer die Ansprüche. Jede dritte Schule von Cateringunternehmen beliefert 51 Prozent der Volksschulkinder – das sind rund 192.000 Kinder – besuchen eine Nachmittagsbetreuung und sind fix für den Mittagstisch in der Schule angemeldet. Zusätzlich bieten 29 Prozent der Schulen die Möglichkeit, auch ohne Anmeldung zur Nachmittagsbetreuung am Mittagstisch teilzunehmen. Gekocht wird das Essen meist von externen Essensanbietern. 30 Prozent der Schulen werden von einem Cateringunternehmen beliefert, 21 Prozent von einem Gasthaus, 10 Prozent von einem Senior:innenheim, 7,5 Prozent von einem Mahlzeitendienst einer gemeinnützigen Organisation und 7 Prozent von einer anderen Schulküche. Während die Wiener Schulen fast ausschließlich von externen Cateringunternehmen an die Schulen geliefert wird, werden die Schulen in Niederösterreich, dem Burgenland und der Steiermark oft von Gasthäusern bekocht sowie in Salzburg und Tirol von Senior:innenheimen. 42 Minuten für‘s Mittagessen Rund 42 Minuten haben die Kinder im Durchschnitt Zeit für das Mittagessen (inklusive Anstellzeit) an Schulen. Vor allem in Wien muss es schnell gehen. Hier dauert das Mittagessen im Schnitt nur 34 Minuten. Jede dritte Schule bietet dabei mehr als ein Hauptgericht zur Auswahl an. Besonders flexibel sind Schulen, die von einem externen Cateringunternehmen beliefert werden. Hier können die Kinder das Hauptgericht vielfach sogar spontan auswählen. Freizeitpädagog:innen gefordert beim Mittagstisch Welche Mahlzeiten für die Kinder am Speiseplan stehen, entscheiden an jeder fünften Schule die Freizeitpädagog:innen. Gasthäuser werden von 18 Prozent der Schulen als Verantwortliche für den Speiseplan genannt, 13 Prozent geben externe Cateringunternehmen und 7 Prozent Senior:innenheime an. Die Schulleitung selbst ist nur an 4 Prozent der Schulen in die Speiseplangestaltung involviert. „Abgesehen von externen Cateringunternehmen zeigt die Erfahrung, dass die verantwortlichen Personen häufig nur unzureichendes Wissen über eine kindgerechte Speiseplangestaltung haben.“ so Manuel Schätzer. Auch was die Kinder schlussendlich am Teller finden, wird überwiegend von Freizeitpädagog:innen verantwortet. An rund jeder zweiten Schule (45 Prozent) geben diese das Essen aus. An jeder fünften Schule wird das Essen vom Hortpersonal (10 Prozent) oder vom Schulküchenpersonal (11,2 Prozent) ausgegeben. Mehr Unterstützung gefordert Auf der Wunschliste der Volksschuldirektor:innen ganz oben steht eine Verbesserung der räumlichen Situation und Ausstattung, mehr Personal und eine Subvention der öffentlichen Hand für den Mittagstisch, gefolgt von Unterstützung in der Zusammenarbeit mit Externen und der Gestaltung der Speisepläne. „Es ist kein Wunder, dass vor allem die Ausstattung den Schulleiter:innen Bauchweh bereitet. So verfügen etwa 44 Prozent der Volksschulen über keinen eigenen Speisesaal. Im Extremfall essen die Kinder am Gang oder im Werkraum. Für den Mittagstisch sind sehr oft die Freizeitpädagog:innen zuständig. Sie sind nicht nur an beinahe jeder zweiten Schule für die Essensausgabe verantwortlich, sondern kümmern sich auch vorgelagert um die Erstellung der Speisepläne, obwohl sie die Speisen nicht selbst zubereiten. Eine enge Zusammenarbeit mit externen Essenslieferanten spielt hier also eine wichtige Rolle“, berichtet Manuel Schätzer. Katharina Albrecht, Ernährungswissenschafterin und für die Speisepläne von Goldmenü verantwortlich, bestätigt: „Wir arbeiten immer eng mit unseren Schulen, Horten und Kindergärten zusammen und beraten nicht nur bei der Auswahl der Mittagsmenüs sondern auch bei den Portionen und bei der Aufbereitung der Speisen.“ Die Ernährungswissenschafterin sieht eine Herausforderung vor allem in den geänderten Essgewohnheiten der Kinder und im gestiegenen Anteil an Lebensmittelunverträglichkeiten und Allergien: „Für uns als Kinderverpflegungsspezialist heißt das, dass wir deutlich mehr glutenfreie und lactosefreie Diätgerichten anbieten als noch vor ein paar Jahren. Denn mittlerweile gibt es in nahezu jeder Klasse zumindest ein Kind mit speziellen Anforderungen.“ Über die Studie Für die Studie wurden im Zeitraum April bis Juni 2025 telefonisch 351 Interviews mit Volksschuldirektor:innen mit einem standardisierten Fragebogen geführt. Ausgewählt wurden die befragten Schulen auf Basis einer geschichteten Zufallsstichprobe, gewichtet nach Bundesländern sowie Stadt-/Land-Verteilung. Die somit gewonnen repräsentativen Ergebnisse, ermöglichen erstmals eine generalisierte Aussage über die Verpflegung an Volksschulen auf Bundesebene sowie den einzelnen Bundesländern.